Mittwoch, 6. Mai 2009
Das wurde aber auch Zeit
Mutti und Kurt waren sehr lieb zu mir. Ich durfte auf ihrer Couch schlafen und bekam ununterbrochen Nahrung zugeführt, ausserdem war es warm und gab kaum Pollen.

Schritt für Schritt:

0105
Ich stand auf, schnappte meine Tasche und bewegte mich per S-Bahn schleunigst zum Westkreuz, ZOB, wo mein Fahrer wartete in seinem pinken Wohnwagen. Wenn Engel reisen - es war äusserst komfortabel im Wohnraum zu sitzen und auf dem Tischlein Kaffee zu trinken und Zeitungslektüre, die Süddeutsche. In dreieinhalb Stunden zischten wir nach unten, dank der Thüringer Waldautobahn, die man uns baute. So bei Jena oder wo sie anfangen die Berge, sich sanft hochzuschrauben, wurde mir schon ganz heimelig ums Herz. Bäume und Hügelchen, wie gesagt. An der Autobahnabfahrt Ilmenau wurde ich ausgesetzt und die Mutti holte mich gleich ab. Ach so ein Glück – dieses Wiedersehen. Kurt wurde aus dem Garten zu uns beordert und es gab erst mal eine warme Mahlzeit und ein grosses Hallo. Danach bewegten wir uns in den kleinen, paradiesischen Garten und ich durfte erstmal in der Sonne schlafen, vorm Kuchen. Danach durfte ich bewundern und helfen, aber nur anspruchsvolle Arbeit, also alte, verblühte Osterglocken abschneiden, damit die Stauden Kraft sammeln fürs neue Jahr und Kuhblumen ausstechen.
Abends scrabbelten wir, denn wir scrabbeln alle leidenschaftlich gern und legen die Regeln aus wie es uns beliebt, auch Wortschöpfungen sind erlaubt. Wir spielten alle ungefähr gleich gut, aber ich war Sieger.
Dann war Nachtruhe.




0205
An den gedeckten Tisch und nichts runtergekriegt, ich war ja so aufgeregt. Kribbelig. Hu, die Nerven. Ich putzte mich raus, machte mich schön und bekam eine neue Handtasche von Kurt. Gegen alle Empfehlungen ging ich in Blau. Na endlich fuhr Mutti mich zum Gymnasium hin. Spontan erkannte ich niemanden. Später im Gespräch die Meisten, manche habe ich ganz vergessen. Sie mich eher nicht. Meine alten Freunde trudelten etwas verspätet ein. Einer unserer Lehrer schloss die Schule auf. Mathematik, Herr Holland. Nachdem wir am Portal ein Gläschen Sekt zu uns genommen hatten wurde ich etwas lockerer. Das war auch bitter nötig. Viel hat sich an der Schule nicht verändert in den Jahren. Weder innerlich noch äusserlich. Natürlich, es ist ein schönes, ehrwürdiges Schulgebäude, dass sich da am Berg majestätisch über die Stadt erhebt, am Ritzebühl, aber ich möchte nicht noch mal 16 sein und Schülerin. Wir liefen die Räume ab und staunten. Langsam waren auch wirklich alle Teilnehmer da. Also 25 von 42. Vor der Schule am Portal, Schulfront beschnupperten wir uns weiter. Langsam zog der Himmel zu mit Wolken und die Flaschen leerten sich. Es wurde geraucht. Eigentlich waren alle ganz happy. Dann traten wir wohlgemut die Wanderung an. Es ging über die Herzerpromenade und die Rodelbahn zur Schortemühle, eine Restauration, wo die Party steigen sollte. Es regnete leicht, ich hatte einen Schirm und gewährte Unterschlupf. Ein halbstündiger Fussmarsch und wir erreichten unser Ziel.
Einige wenige von uns, ich unter anderem, liessen uns nicht lumpen und fuhren als Gruppe, Beine breit mit Schutzhelm in die Grube ein. 300 m ebenerdig. Dann Höhlenbesichtigung. Das Schaubergwerk volle Rose. Dort wurde früher wohl Flussspat abgebaut.
http://www.langewiesen.de/Bergwerk/
Was für ein nasses Loch. Die armen Bergarbeiter, die bedauernswerten Kumpel.
Nö, ich mag Bergwerk, Unter Tage, das macht mir gar nichts aus. Wir meinten jedoch, wir hätten eine Fahrt in ukrainisch gebucht so undeutlich und schnell leierte unser Guide, der alte Zausel seinen Vortrag herunter. Gut, wir hatten auch bereits was in der Krone.
Dann gab es Essen und ich hätte es fast geschafft mit allen kurz zu schwatzen, den Anjas, Angelikas und den Anderen. Mit der ganzen Bande, aber 15 Jahre schaffen doch Distanz. Wir mischten uns. Ich war auch nicht so super vorbereitet, mit Bildern und Anekdoten. Leider flog mein Jeansknopf ab.
Sie haben ja ganz unterschiedliche Wege genommen. Waren alle noch wie früher? Ist aus mir wirklich nichts geworden? Ich konnte nur das Blog anbieten.
Man erfüllt seine Pflicht und hat ein erfülltes Leben.
Muss man mit 33 Kinder haben, eins bis vier, Haus, Mann, Arbeit, Glück? Geschieden war noch niemand. Tot auch keiner. Irgendwie bin ich immer ein bisschen hinterher. Gut, ich bin ja auch durchs Abitur gefallen und musste ein Jahr draufsatteln. Kein Wunder, dass es bei mir auch suboptimal weiterlief.
Um halb 12 war schon Schluss und ich lief mit 2 netten Kameraden heim, durch den Wald
Sicherlich war die Tagungen des Organisationskomitees, wöchentlich beim Griechen bei Ouzo, mit das Schönste am Klassentreffen, ich danke und allein deswegen soll es auch wieder stattfinden in fünf Jahren und dann schauen wir mal, so hoffe ich.

Ich freue mich über Ergänzungen, Kommentare, Bilder, Richtigstellungen.




0305
Frühstück. Dann Spaziergang und ein vernünftiges Gespräch mit meinem Vater im Tale. Schönes Wetter. In Ilmenau war Töpferfest, wir gingen ins Zentrum, dort schaffte seine Frau in ihrem schnieken Dessousladen. Ich sagte kurz hallo und wir schleckten ein Eis. Es war ihr Hochzeitstag und so machte ich mich vom Acker und trank noch Bier und Kaffee mit Billy. Dann heim. Die Waden und Beine taten weh vom Laufpensum. Anstrengender Tag.



0405
Arbeit macht frei. Ist allerdings auch bei einem Einsatz geblieben. Schwuppdiwupp ich wurde zum Bügeln eingeteilt. Danach fuhr ich mit Kurt ins Haus nach Stützerbach und kratzte pausenlos Tapete ab. Teamwork. Bis zu 5 Schichten klebten mitunter übereinander. Einnässen, kratzen, spachteln, nass machen, kratzen, abziehen, Leiter rauf, Leiter runter, oftmals über Kopf. Teilweise wurde die Hand gar lahm. War schön. Ein ganz freundliches Haus.
Abends gab´s zum Dank eine gigantische Portion Spargel und ich badete mal wieder. Gemütlicher Abend. Zudem tranken wir den vorzüglichen Schlehen-Pepperoni-Schnaps aus, den Kurt selbst hergestellt hat.
Dünner bin ich im Zeitraum vermutlich nicht geworden.




0505
Heimfahrt. Bis Leipzig nahm mich die Mutter mit und wir beredeten noch was zu bereden war. Handgeld. Von Leipzig trampte ich ganz schnell bis Potsdam und fuhr mit der Bahn heim. Tommy kam vorbei, erholt und ich erhielt ein tolles Federmäppchen aus Marokko und auch so war es wunderbar ihn wiederzusehen und in den Arm zu nehmen. Rebecca hatte Geburtstag, veranstaltete eine Party und wir radelten hin und schenkten ihr eine Peitsche. Sie hatte aufgetafelt. Kartoffelsalat, Bouletten, Torte, Schokolade. Alles. Wir lernten ihre Einzelfallhelferin kennen. Interessant. Nicht zu viele Gäste.

Heute regnet es und ich mach mich ans Telefon.

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