Freitag, 1. April 2011
Bunker
Heute möchte ich euch was über den Gasometer-Bunker Fichtestrasse berichten, den ich gestern besuchen durfte, mithilfe dieser beider Herren von den Berliner Unterwelten eV.



Am rechten Bildrand steht der Erzähler, während der linke Kollege auf uns kleine Gruppe acht gab als Abschluss, denn wenn das Licht ausfällt und wir verloren gehen, hui hui – na denn man tau.
Folgendes hat er uns erzählt, manches habe ich mir gemerkt, anderes schnell aufgekritzelt.
Zuerst war der Bunker ein ganz normales Gaslager. Man lagerte dort das Gas für unter Anderem, die Gaslaternen ein, wovon es auch heute noch 44000 funktionierende Exemplare in der Hauptstadt gibt, bspw. in der Fichtestrasse. Das dazugehörige Gaswerk, damals noch am Stadtrand befindlich, lag auf dem Gelände des heutigen Prinzenbades, meines Stammbades. Insgesamt vier von diesen Gaslagern standen zu dieser Zeit in der Nachbarschaft des Südsternes umher. Dieser Tank fasst 33000 Kubikmeter und schiebt sich innen so hoch und runter, ein Teleskop-Gasometer also, während unten ein Wasserbassin wartet. Eigentlich wäre ein Stahlgerüst ausreichend, wie beim Gasometer in Schöneberg, aber man nahm sich ein Beispiel an der schinkelschen Rundkirche und kleidete das Gebäude also mit Backsteinen ein.
Dann kam der elektrische Strom und der Gasometer wurde ganz nutzlos.
Schließlich zogen wir in den Krieg und brauchten deshalb einen schönen, sicheren Bunker. Das massive Bauwerk im Bezirk Kreuzberg war für diese Aufgabe geradezu prädestiniert. Der Bunker in der Fichtestrasse wurde zum Luxusmodell, ein Traum von einem Luftschutzbunker geradezu.
Es gab dort sanitäre Anlagen, ein Hospital, mit Leuchtfarbe gestrichen für Behandlungen bei Stromausfall, Zellen für die Inhaftierten der Umgegend, sogar einen Aufzug, Milchküchen und Blockwarte gab es und, wie fortschrittlich, es wurde zentral mit Umluft geheizt. Dennoch wirken die Räumlichkeiten durch die Abwesenheit von Tageslicht recht dunkel.
Der Bunker war hauptsächlich für 6500 berufstätige Frauen der Rüstungsindustrie und deren Kinder konzipiert.
Die 750 engen Räume beidseitig eines inneren und eines äusseren Ringes angelegt, auf sechs Etagen, ein Räumchen ist mit je zwei Dreistockbetten ausgefüllt. Bei den späten, schweren Angriffen der Alliierten war der Fichtebunker bis auf den letzten Platz gefüllt. Das muss ein Gewusel gewesen sein, schwer vorstellbar, wo es jetzt so gespenstisch scheint, nur Mäuse noch und Ratten.
In der Nachkriegszeit war er Flüchtlings- und Kriegsrückkehrerlager und als sauberer Schlafplatz heiß begehrt. In der Zeit der Wohnungsnot lebten Singles in den zellenartigen Wohnungen, später Obdachlose, es gab Probleme und Kriminalität bis hin zu einem Mord im Gasometer-Bunker Fichtestrasse.
In den 60er Jahren wurde diese Nutzung aufgrund mangelnden Feuerschutzes geschlossen und bis 1988 lagerte man die Kisten der Senats-Reserve ein.
Auch Hans hat früher gern fast abgelaufene Senatsrindfleischdosen gekauft und verarbeitet, zu Nudelsoße und ähnlichem.
Die Technik im Bunker ist nach wie vor intakt.
In der Schwedlerkuppel sind jetzt Eigentumswohnungen.

Es war toll, toll war auch danach wieder in der Frühlingsluft zu sein.

Zweimal die Woche wird geführt. Eine sehr empfehlenswerte und wirklich interessante Tour durch die Berliner Geschichte.
http://berliner-unterwelten.de/tour-f.329.0.html


http://de.wikipedia.org/wiki/Fichtebunker



Sascha war noch da und hat die alte Karre an den Mann gebracht und nun gehen Hans und ich zu Klausens Geburtstag.
Und beim Arbeitsamt war ich.

... link (0 Kommentare)   ... comment